Bamberger Geheimnisse: 5 spannende Geschichten aus der Weltkulturerbestadt

Einigen springen sie sofort ins Auge, andere bemerken sie selbst nach Jahren nicht: besondere Merkwürdigkeiten mitten in der Bamberger Altstadt. Warum sieht dieser Türknauf aus wie ein Gesicht? Ist das ein Fuß, der da aus der Fassade ragt? Und wo zur Hölle ist das Bahngleis Nr. 7? Diese und andere Geheimtipps aus Bamberg haben wir für euch gelüftet.
Wenn ihr für eure nächste Städtereise ein Wochenende in Bamberg plant, solltet ihr eure Augen offen halten, denn diese Insider-Tipps kennen nicht einmal alle Einheimischen!
Das erwartet Euch:
• Ein Gesicht als Türknauf: Das Apfelweibla
• Das geheimnisvolle „Kloster K.”
• Das fehlende Bahngleis Nr.
• Die Bamberger Katakomben
• Der Fuß aus dem alten Rathaus
Ein Gesicht als Türknauf
Beginnen wir mit einem Klassiker, besser gesagt, mit dem geheimen Wahrzeichen der Stadt Bamberg! Die Rede ist nicht etwa vom Bamberger Dom, sondern von einem einfachen Türknauf: dem Apfelweibla. Seinen Namen verdient sich der Messingknauf durch seine besondere Optik. Er sieht nämlich aus, wie das Gesicht einer alten Dame. Zu finden ist die Besonderheit an der Eingangstür zur „Eisgrube 14” – allerdings nur als originalgetreue Nachbildung. Wer das echte Exemplar bewundern möchte, kann dies in Bambergs Historischem Museum tun. Doch was hat es damit eigentlich auf sich? Vor 200 Jahren ist an eben jenem Haus in der Eisgrube 14 bereits eine andere Persönlichkeit vorbeigelaufen: Der Schriftsteller und damalige Theaterdirektor E.T.A. Hoffmann, der auch als Inspiration für den Bamberger Teufels-Gin diente. Die Eigentümlichkeit des Türknaufs weckte die Fantasie des Dichters und beflügelte ihn zu seiner 1813 verfassten Geschichte “Der goldne Topf”, in der das Apfelweib als gruselige Figur wieder auftaucht.

Das geheimnisvolle „Kloster K.”
Das Apfelweibla sollte nicht die einzige Bamberger Sehenswürdigkeit bleiben, die den Schriftsteller E.T.A. Hoffmann zu seinen berühmten düsteren Erzählungen inspirierte. In seiner Geschichte “Die Elixiere des Teufels” ist von einem geheimnisvollen „Kloster K.” die Rede. Kaum ein Leser konnte ahnen, worum es sich handelte. Heute aber weiß man, dass damit das Bamberger Karmelitenkloster gemeint sein musste. Übrigens auch heute noch ein echter Geheimtipp: Das Kloster gehört nicht nur zu den ältesten und größten dieses Ordens weltweit, sondern steht auch noch verkehrt herum! Die Altäre katholischer Kirchen sind traditionell Richtung Osten gerichtet – der Eingang liegt dementsprechend auf der Westseite gegenüber. Ursprünglich hatte auch das Karmelitenkloster diese Ausrichtung, bis die Kirche im 18. Jahrhundert kurzerhand “umgedreht” wurde. Angeblich eine Folge der zu geringen Spendeneinnahmen, da der Eingang des Klosters ursprünglich von der Straße abgewandt lag, woraufhin ihr weniger Menschen einen Besuch abstatteten.
Das fehlende Bahngleis Nr. 7
Wer am Londoner Bahnhof King’s Cross nach Bahngleis 9 ¾ sucht, könnte das gleiche auch am Bamberger Bahnhof mit Gleis Nr. 7 versuchen. Auf Bahngleis Nr. 6 folgt hier nämlich direkt Bahngleis Nr. 8. Handelt es sich hier um eine grobe Fehlnummerierung oder um ein mysteriöses Phänomen? Tatsächlich liegt die Wahrheit lediglich im bürokratischen Aufwand: An Stelle des Gleises Nr. 7 wurde vor einigen Jahren ein neuer Bahnsteig errichtet. Der gesamte Netzplan der Deutschen Bahn hätte umgeschrieben werden müssen, hätte man für das neue Gleis die Nr. 7 beibehalten. So wurde die Ziffer ganz einfach übersprungen. Und mal ehrlich: Ist dir diese Ungenauigkeit bisher überhaupt aufgefallen?
Die Bamberger Katakomben
Ein weiteres unheimliches Merkmal Bambergs ist seine mysteriöse Unterwelt. Ein fast 12 km langes Stollensystem liegt tief unter der Stadt. Fast 1000 Jahre ist die Anlage alt – sie diente zunächst der Sandsteingewinnung, später sowohl zur Bierlagerung als auch als Luftschutzraum während des 2. Weltkrieges. Dass wir die Katakomben heute kennen, ist einem Zufall zu verdanken. Über viele Jahre geriet das Geheimnis der Stadt in Vergessenheit, bis 1966 ein Autofahrer fast 6 Meter in die Tiefe fiel! Der Boden unter seinen Reifen war eingebrochen und offenbarte die wundersamen Gänge, die bis zu 70 Meter unter die Erdoberfläche reichen.
Tatsächlich lässt sich diese Besonderheit der Weltkulturerbestadt sogar begehen. Ab 8 Jahren können Kinder teilnehmen, Taschenlampen erwünscht. Ein Helm muss aus Sicherheitsgründen dabei verpflichtend getragen werden, immerhin.
Der Fuß aus dem alten Rathaus
Das alte Rathaus ist nicht nur das schönste Gebäude Bambergs, es ist auch das faszinierendste.
Mitten im Fluss, errichtet auf Pfählen, thront das Gebäude und bildet seit dem 15. Jahrhundert das Wahrzeichen der Stadt Bamberg. Wer genau hinsieht, hat zwischen den wunderschönen Malereien sicherlich bereits ein kleines Beinchen entdeckt, das aus der Mauer ragt. Der Künstler Anwander, der das Rathaus mit seinen aufwendigen Fresken versah, verpasste dem kleinen Engelchen ein plastisches Körperteil. Besonders im Winter sorgt diese Besonderheit für Erheiterung bei den Einheimischen, wenn dem kleinen Engel ein Söckchen über seinen nackten Fuß gezogen wird.
Bildnachweise
Header: Adobe Stock, XtravaganT
Apfelweibla: Adobe Stock, fottoo
Stollensystem: Adobe Stock, Maxim Malevich